Was bedeuten Hamburger Standards in der beruflichen Weiterbildung

Kickoff-Veranstaltung am Mittwoch, 31. Mai 2017

 

Über 60 Gäste informierten sich auf dem Netz3L-Kickoff

über die Weiterbildungsbausteine. 

Die Hamburger Standards in der beruflichen Weiterbildung werden seit 2009 entwickelt und erprobt. Dafür wurde das Projekt „Netz3L – Hamburg bildet!“ vom HIBB Hamburger Institut für Berufliche Bildung beauftragt. Netz3L unterstützt Hamburger Weiterbildungsanbieter, Standards in der beruflichen Weiterbildung umzusetzen und in Form von Weiterbildungsbausteinen durchzuführen. Wie das im Detail funktioniert, welche Vorteile sich für die Anbieter ergeben und mit welchen Werkzeugen sie arbeiten können, war Gegenstand des Kickoff „Hamburger Standards – für mehr Transparenz und Qualität in der beruflichen Weiterbildung“ am Mittwoch, dem 31. Mai 2017, der in den Räumen der KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. stattfand.

 
Den Auftakt machte Till Johnsen, Referatsleiter HI 42, vom Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB). Johnsen erläuterte die Entstehung der Hamburger Standards und des Projektes „Netz3L – Hamburg bildet!“ aus Sicht der Hamburger Behörde. 
Bereits 2005 führte die Behörde für Schule und Berufsbildung Qualifizierungsbausteine für Jugendliche in der Berufsvorbereitung ein. Handlungsorientierung und verpflichtende Kompetenzfeststellungen waren bereits für die Qualifizierungsbausteine obligatorische Bestandteile. 
Analog wurden dann auch für die geförderte Ausbildung sogenannte Ausbildungsbausteine eingeführt und die Datenbank Qualibe aufgebaut. Für die Ausbildungsbausteine galt ebenfalls eine strenge Ausrichtung an Kompetenz- und Handlungsorientierung.
 

Till Johnsen, HI 42 vom HIBB begrüßte die Gäste und

warb für eine aktive Teilnahme am Projekt und für

die Entwicklung von Weiterbildungsbausteinen.

Auf europäischer Ebene liefen unterdessen die Vorbereitungen für die Einführung eines Referenzinstruments zur Einordnung und Bewertung von Bildungsleistungen, dem Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR). Die EU beabsichtigte damit, Bildung innerhalb der Mitgliedsstaaten vergleichbar zu machen. Zur Umsetzung auf nationaler Ebene wurde in Deutschland der Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) vorbereitet und 2013 eingeführt. Bereits 2009 wurde von der Behörde für Schule und Berufsbildung mit Unterstützung des ESF das Projekt „Netzwerkstelle Lebenslanges Lernen – Modellregion Hamburg“ (Netz3L) eingerichtet, um Bildungseinrichtungen über die bildungspolitischen Entwicklungen auf europäischer und deutscher Ebene zu informieren.
 
Neben der Verarbeitung und Weitergabe von Informationen wurde die Notwendigkeit immer deutlicher, Weiterbildungsangebote für Teilnehmende und Arbeitgebende transparenter zu formulieren. Durch die große Vielzahl und Heterogenität der Angebote in der beruflichen Weiterbildung entstand das Bedürfnis, über die kompetenzorientierte Beschreibung eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen. 
 
Die Idee, Weiterbildungsbausteine nach einheitlichen Hamburger Standards zu entwickeln, ergänzt auch das Hamburger Kursportal WISY, das Beratungsangebot von W.H.S.B. und die Selbstverpflichtung der Mitglieder von Weiterbildung Hamburg e. V.
 
Die KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V., die bereits seit 1990 mit bildungspolitischen Themen erfolgreich in Hamburg agiert, wurde gemeinsam mit dem maritimen competenzcentrum ma-co, der Handwerkskammer Hamburg sowie dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung f-bb mit der Entwicklung und Erprobung der Weiterbildungsbausteine in Form des Projektes Netz3L beauftragt. Die Stadt Hamburg möchte damit
  • die Beschreibung von Weiterbildungsangeboten transparenter und vergleichbarer machen und einen Schritt in Richtung Vergleichbarkeit und Anerkennung von beruflichen Kompetenzen im europäischen Wirtschaftsraum gehen,
  • internationale und nationale Entwicklungen in der beruflichen Weiterbildung aufgreifen und weiterentwickeln,
  • eine Möglichkeit schaffen, Weiterbildungsangebote perspektivisch den Stufen des DQR zuzuordnen,
  • eine höhere Qualität und Verbindlichkeit in der beruflichen Weiterbildung realisieren,
  • dem Fachkräftemangel mit einem breiten Angebot flexibler, aktueller und bedarfsorientierter Weiterbildung begegnen. 
Für das Projekt „Nezt3L – Hamburg bildet!“ nannte Till Johnsen die Ziele, ein Freigabeverfahren für die Weiterbildungsbausteine zu entwickeln und zu erproben, die Bausteine gemeinsam mit Hamburger Bildungsanbietern noch breiter in die Umsetzung zu bringen und die Datenbank QualiBe zu verwalten. 
Um eine Verstetigung der Inhalte zu gewährleisten, soll das Projekt über das Ende der Laufzeit dauerhaft in ein Regelverfahren überführt werden. 
 
Am Ende seines Vortrags warb Till Johnsen bei den Anwesenden für die Beteiligung an der Erstellung und Durchführung von Weiterbildungsbausteinen.
 

Elke Miersch erläutert die Details und verdeutlicht die

Bedeutung des DQR für die Weiterbildungsbausteine.

Anschließend ging Elke Miersch vom Projekt „Netz3L – Hamburg bildet!“ in die Details der Hamburger Standards, sowie die Anforderungen an Bildungsanbieter bei der Erstellung von Weiterbildungsbausteinen und stellte zusätzlich den Mehrwert für Bildungsanbieter, Teilnehmende und Arbeitgebende heraus. 
 
Die einzelnen Standards umfassen die Bereiche Bedarfserhebung, Arbeitsprozessorientierung, Lernergebnisorientierung, Kompetenzfeststellung und Zertifikat. Zu jedem Standard finden sich in der Toolbox auf www.netz3L.de Arbeitshilfen und Handreichungen für Bildungsanbieter.
Elke Miersch stellte die Kriterien für die Erfüllung der Standards detailliert vor. Beim Standard Lernergebnisorientierung erläuterte sie zudem, wie Lernergebnisse und Kompetenzen nach der Beschreibungsstruktur des DQR formuliert werden können.
 
Sehr deutlich wurden die Vorteile einer lernergebnisorientierten Beschreibung von Weiterbildungsanboten in der Präsentation von zwei Beispielformulierungen: einer herkömmlich beschriebenen Weiterbildung zur/zum Alltagsbegleiter/-in und eines bereits entwickelten Weiterbildungsbausteins mit dem gleichen Qualifizierungsziel.
 
Zum Standard Zertifikat präsentierte Elke Miersch die aus der Datenbank QualiBe generierten Zertifikatsanhänge, die neben dem Qualifizierungsziel und dem Namen des Weiterbildungsbausteins die gesamte Kompetenzbeschreibung und die Angabe über das Kompetenzfeststellungsverfahren enthält.
 
Die Checkliste zur Freigabe von Weiterbildungsbausteinen fasst die Voraussetzungen für die Erfüllung der Standards übersichtlich zusammen:
 
 
 

Zeit zum Netzwerken und Kontakte knüpfen, bot die

Kaffeepause.

Die ersten Fragen aus dem Publikum wurden vor der Kaffeepause diskutiert. Eine Auflistung der wichtigsten Fragen und Antworten finden Sie weiter unten.
 
Beim Networking tauschten sich die Referenten/-innen und Gäste lebhaft miteinander aus und knüpften Kontakte, aus denen sich sicherlich viele Impulse für zukünftige Kooperationen ergeben werden.
 
Die wichtigsten Funktionen der Datenbank QualiBe stellte Andrea Paschke vom Projekt „Netz3L – Hamburg bildet!“ nach der Pause vor. Die Datenbank verwaltet alle Weiterbildungsbausteine und bietet Anbietern, Arbeitgebenden und potentiellen Teilnehmenden eine entsprechende Suchmaske. Zudem ist sie das zentrale Tool für Bildungsanbieter zur Erstellung und Freigabe von Weiterbildungsbausteinen. 
 

Andrea Paschke stellt anwenderorientiert die wichtig-

sten Funktionen der Datenbank QualiBe vor.

Nach einer Einweisung in die Hamburger Standards und insbesondere in die Beschreibung von Lernergebnissen erhalten die Anbieter einen Zugang zur Datenbank. Dort können die einzelnen Formularfelder zur Beschreibung des Weiterbildungsbausteins ausgefüllt werden. Für die Freigabe des Weiterbildungsbausteins ist das Einreichen von ergänzenden Dokumenten erforderlich. Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens finden Sie in der Handreichung "Voraussetzungen für die Freigabe eines Weiterbildungsbausteins".
 
Anschließend beantworteten Till Johnsen, Elke Miersch und Andrea Paschke die Fragen aus dem Publikum:
 
Wer wird QualiBe aktiv nutzen? 
Antwort: QualiBe wird hauptsächlich von den Weiterbildungsanbietern genutzt, die auf ihren Internetpräsenzen und Printmedien die Möglichkeit haben, auf QualiBe bzw. ihren Bausteinen zu verweisen. QualiBe ist in erster Linie eine Datenbank zur Verwaltung der bereits erstellten Weiterbildungsbausteine und zur Freigabe. Auch Arbeitgeber und Interessenten können sich in QualiBe einen Überblick über die Hamburger Weiterbildungsbausteine verschaffen.
 
Kann das Logo der WbB auch für die „Werbung“ beim Anbieter genutzt werden (z. B. auf der Internetseite oder auf Flyern)? 
Antwort: Das Logo darf ausschließlich nur für das Zertifikat in der Fußzeile genutzt werden. Es wird aber derzeit diskutiert, ein Logo für Weiterbildungsbausteine bzw. Hamburger Standards entwickeln, welches dann von den Anbietern für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden darf.  
 
Wie können redundante Bausteine vermieden bzw. die Vielfalt „im Zaume“ gehalten werden? 
Antwort: Diesbezüglich empfiehlt Netz3L einen Austausch der Anbieter untereinander. Das Projekt wird Branchenforen anbieten, in denen sich Vertreterinnen und Vertreter von Weiterbildungseinrichtungen und Arbeitgebern austauschen und sogar gemeinsam Weiterbildungsbausteine entwickeln können. 
 
Wird es in Zukunft eine Gebühr für das Einstellen eines WbB auf QualiBe geben? 
Antwort: Das ist zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vorgesehen und auch für die Zukunft nicht vorstellbar. QualiBe wird bereits seit längerem als Datenbank für Qualifizierungs- und Ausbildungsbausteine verwendet, wofür bislang ebenfalls keine Kosten anfielen.
 
Das Projekt ist derzeit bis Ende 2018 befristet. Was wird danach passieren? 
Antwort: Es ist geplant, dass die Entwicklung von Weiterbildungsbausteinen in ein Regelverfahren überführt werden soll.
 
Wie wird die Fachlichkeit der Bausteine sichergestellt? 
Antwort: Zuständig für die inhaltliche Gestaltung der Bausteine sind die Anbieter und Unternehmen. Netz3L überprüft nicht die inhaltliche Komponente, sondern unterstützt bei der Entwicklung der Bausteine, insbesondere bei der Kompetenzbeschreibung. Durch die Einhaltung des Standards Bedarfserhebung und Arbeitsprozessorientierung und die enge Abstimmung mit einem oder mehreren Unternehmen soll die vollständige Abbildung der für einen Arbeitsprozess notwendigen Kompetenzen gewährleistet werden. 
 
Gelten die Hamburger Standards nur für die Zielgruppe der Geringqualifizierten? 
Antwort: Nein, sie sind unabhängig von der Qualifikation der Zielgruppe und gelten für jede Art der beruflichen Weiterbildung. 
 
Gibt es einen Mindestumfang für einen WbB? 
Antwort: Ja, ein Baustein muss mindestens 40 Stunden umfassen und sollte 500 Stunden nicht überschreiten. 
 
Wie sind die Freigabekriterien eines WbB? 
Antwort: Die Hamburger Standards müssen erfüllt sein: siehe Handreichung "Voraussetzungen für die Freigabe eines Weiterbildungsbausteins"
 
Wie wird die Qualität eines Bausteins sichergestellt? 
Antwort: Wenn Teilnehmende unzufrieden mit dem Angebot sind oder angegebene Kompetenzen nicht vermittelt werden, soll es die Möglichkeit einer Feedbackbox geben, in die Kommentare und Anmerkungen veröffentlicht werden können. Sollte sich herausstellen, dass ein Baustein nicht mehr den Hamburger Standards entspricht oder die beschriebenen Kompetenzen nicht vermittelt werden, wird das Projekt das Gespräch mit dem Anbieter suchen und gegebenenfalls den Weitebildungsbaustein inaktiv setzen.
 
Gibt es auf QualiBe ein Cluster für eine bessere Übersichtlichkeit? 
Antwort: Zurzeit ist die Unterteilung bzw. die Suche nach Suchbegriffen, Berufsfeldern, Berufen und Anbietern möglich.
 
Kann ein eingeloggter Anbieter auf QualiBe die WbB von anderen Anbietern im Entwurfsmodus sehen? 
Antwort: Nein, Anbieter können sich von anderen Anbietern nur die aktiven bzw. freigegebenen Bausteine anschauen.
 

In den Branchenforen ging es um die Frage, wie

Anbieter mitwirken können.

Eine weitere Möglichkeit des Networking ergab sich im Anschluss, als die Anwesenden die Möglichkeit erhielten, sich verschiedenen Branchen zuzuordnen und in Gruppen entsprechend aufzuteilen. Die Gruppen diskutierten unter anderem die Frage, welchen Mehrwert die Initiierung von regelmäßigen Branchenforen zur Entwicklung von Weiterbildungsbausteinen hat und welche Akteure an einem Branchenforum teilnehmen könnten. Zudem wurden erste Themen, für die Entwicklung von Weiterbildungsbausteinen gesammelt. 
 
Wenn auch Sie Fragen zu der Entwicklung und Durchführung von Weiterbildungsbausteinen haben, stehen Ihnen Elke Miersch und Vivien Heinicke per E-Mail unter miersch@kwb.de und heinicke@kwb.de oder telefonisch unter 040 334241-365 jederzeit gern zur Verfügung.
 

Kickoff-Veranstaltung

Hamburger Standards - für mehr Transparenz und Qualität in der beruflichen Weiterbildung

Mittwoch, 31. Mai 2017, 14:00 - 16:30 Uhr


Präsentation:

Präsentation von Elke Miersch: Die Details

Materialien:

Handreichung: Voraussetzungen für die Freigabe eines Weiterbildungsbausteins

Datenbank QualiBe:

www.qualibe.de

Einladung mit Programm:

Standards Weiterbildungsbausteine

Kontakt

Elke Miersch
Tel.: 040 334241-365  

Andrea Paschke
Tel.: 040 334241-285