zurück zur Übersicht

Workshop „Kompetenzorientierte Beschreibung von Angeboten in der beruflichen Weiterbildung“

Hamburg, 22. April 2016

 
Praktikerinnen und Praktiker aus der beruflichen Weiterbildung, aus Innungen und Forschung folgten der Einladung von Netz3L/Weiterbildungsbausteine 2.0 zum Netz3L-Workshop „Kompetenzorientierte Beschreibung von Angeboten in der beruflichen Weiterbildung“. 
Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, um konkrete Anregungen für die Entwicklung und Formulierung von Weiterbildungsangeboten zu erhalten, sich mit anderen Praktikerinnen und Praktikern auszutauschen und die Unterstützungsangebote des Projektes kennenzulernen.
 

Elke Miersch, Netz3L/Weiterbildungsbausteine 2.0
 
 

Elke Miersch, Netz3L/Weiterbildungs-bausteine 2.0, begrüßte die Gäste und führte in das Thema ein. Sie stellte den organisatorischen Rahmen des Projektes, sowie dessen Unterstützungsleistungen für Bildungsanbieter und Unter-nehmen vor. Außerdem erläuterte sie die Standards der Weiterbildungsbausteine und verdeutlichte, dass die Kompetenz-orientierung in Anlehnung an den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) einer der wichtigsten Standards ist.

 
Wie die Kompetenzorientierung im DQR ausgestaltet ist, zeigte Andrea Paschke, Netz3L/Weiterbildungsbausteine 2.0 in ihrer Präsentation.
 
 
 
Der Kern des DQR ist die Matrix, die die Handlungsfähigkeit auf unterschiedlichen Niveaus beschreibt und somit verdeutlicht, dass bei der Zuordnung von Qualifikationen unterschiedliche Anforderungen an die Kompetenzen bestehen. Über die Säulen Wissen und Fertigkeiten, Sozialkompetenz und Selbstständigkeit werden die Anforderungen auf acht Niveaus deutlich. Das beginnt bei Qualifikationen der Ausbildungsvorbereitung, geht über die Ausbildungsabschlüsse, weiter zu Fortbildungen bis hin zur Promotion an einer Hochschule.
 

Andrea Paschke, Netz3L/Weiter-
bildungsbausteine 2.0
 

In ihrem anschaulichen Vortrag brachte Andrea Paschke konkrete Beispiele dafür, wie im DQR Kompetenzen formuliert sind und wie deren Anforderungen mit zunehmendem Niveau steigen. Dies zeigte sie an einem Beispiel aus dem Gärtnerei-Bereich: 

Auf Niveau 1 findet sich z. B. der Qualifizierungsbaustein „Rasen pflegen“. Die Anforderungen an die Kompetenzen nehmen von Niveau zu Niveau zu. So findet sich auf Niveau 4 der Ausbildungsberuf „Gärtner/Gärtnerin“ und auf Niveau 6 die Meisterfortbildung „Gärtnermeister/Gärtnermeisterin“.
 
Abschließend betonte sie, dass für den Bereich der Weiterbildung, der nicht staatlich geregelt ist, die Kompetenzorientierung hilfreich sein kann. Die Aussagekraft der Zertifikate kann gesteigert werden, wenn sie durch die Ausrichtungen an Kompetenzen stärker systematisiert und standardisiert werden würden.
 
 
 
 

Workshopraum
Nach der Pause, die Raum für Austausch bot, kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Kleingruppen zusammen. Der Fokus dieses Praxisteils lag darauf, Kompetenzen für eine beispielhafte Weiterbildung zu formulieren. 
Hilfreich hierbei war eine einfache Formel, die im Rahmen von europäischen Projekten zur Förderung der Mobilität von Auszubildenden eingesetzt wird: 
Der/die Lernende ist in der Lage, was wie in welchem Kontext auf welchem Niveau zu tun/Aktionsverb. 
Zusätzlich dazu gibt es Leitfäden, Verb- und Checklisten, mit denen sich passende Formulierungen finden lassen. 
 

Teilnehmerinnen und Teilnehmer

 

Bei der Formulierung in den Kleingruppen zeigte sich recht deutlich, dass es für den Anfang am einfachsten ist, von Inhaltsstichpunkten oder Lernzielen auszugehen und sich auf eine Zielgruppe und eine konkrete Situation am Arbeitsplatz festzulegen. 

So konnten die Teilnehmenden z. B. den Inhaltsstich-punkt „Kundentypen und ihre Besonderheiten“ in der DQR-Säule Wissen übersetzen in „Der/die Teilnehmer/-in ist in der Lage, die unterschiedlichen Kundentypen und deren Besonderheiten zu beschreiben und zu typisieren“. In der DQR-Säule Fertigkeiten: „Der/die Teilnehmer/-in ist in der Lage, unterschiedliche Kundentypen zu erkennen und entsprechend ihrer Besonderheiten zu reagieren“. 
 
Deutlich wurde, dass es schwer ist, fachliche und personale Kompetenzen klar voneinander abzugrenzen. Beim Thema Kommunikation schwingen bei den Fertigkeiten, z. B. „auf unterschiedliche Kundentypen entsprechend ihrer Besonderheiten zu reagieren“, immer auch soziale Kompetenzen, wie z. B. „sich in verschiedenen Situationen angemessen und klar ausdrücken zu können“, mit. 
 
Ein neuer Denkanstoß bei der Formulierung von Kompetenzen kommt aus dem Bereich der Kompetenzfeststellung. Wenn man sich fragt, wie die Kompetenz am Ende festgestellt werden soll, ob sie überprüfbar/feststellbar ist und wie eine Feststellungsmethode aussehen könnte, wird die Beschreibung der Kompetenzen, sowie die Zuordnung zu einer der Säulen des DQR noch klarer und verständlicher.
 
Gezeigt hat sich bei beiden Kleingruppen, dass (für eine eindeutige Kompetenzbeschreibung) einschlägiges Fachwissen über das Weiterbildungsangebot, welches in Lernergebnisse und Kompetenzen übersetzt werden soll, ebenso notwendig ist, wie das Wissen um aktive Verben, die für Beschreibungen genutzt werden können. 
Optimal wäre es, wenn eine Fachkraft oder eine Person mit einem fachlichen Hintergrund und eine „schreibgeübte“ Person, also jemand, der Erfahrung in der Beschreibung von Kompetenzen hat, zusammen kommen. 
 

Arbeitsmaterialien

Besonders gut gefallen hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die „Atmosphäre, Gruppengröße und die Möglichkeit der individuellen Nachfrage“. Auch die kleinen Arbeitsgruppen haben einen besseren Austausch und Ergebnisse bzw. Diskussionsansätze ermöglicht. 
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten eine Art Paket mit Arbeits-materialien, so dass sie in ihrer Praxis am Arbeitsplatz bestehende oder neu zu entwickelnde Angebote kompetenz-orientiert formulieren können. 

Dieses Arbeitspaket und weitere hilfreiche Materialien finden Sie unter www.netz3l.de im Menüpunkt Toolbox.